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Pestizide im Kakaoanbau

Gesundheitsschäden bei Kakaobäuer*innen und ein dramatischer Rückgang der Artenvielfalt – das sind die Folgen des steigenden Pestizideinsatzes im Kakaoanbau. 75 bis 96 Prozent der Kakaobäuer*innen in Westafrika – der wichtigsten Kakaoanbauregion der Welt – nutzen diese Mittel zur Schädlingsbekämpfung mittlerweile. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Kakaobohnen, aus denen die in Deutschland gekaufte Lieblingsschokolade hergestellt wurde, mit Pestiziden in Kontakt gekommen sind.

Im Kakaoanbau wird ein klarer Fokus darauf gesetzt, Erträge immer weiter zu steigern und landwirtschaftliche Flächen immer intensiver zu nutzen. So setzen fast alle der großen Kakao- und Schokoladenhersteller in ihren Nachhaltigkeitsinitiativen darauf, die Ernteerträge zu steigern. Ein einfaches Mittel, um dies kurzfristig zu bewirken, ist der Einsatz von Pestiziden. Denn Kakaobäume sind besonders anfällig für Schädlinge und Krankheiten.

Kakaobauer versprüht Pestizide auf Plantage_bearbeitet
© INKOTA-netzwerk | Ein Arbeiter versprüht Pestizide auf einer Kakaoplantage

Pestizideinsatz nimmt seit Jahren zu

Grafik Anteil Kinder im Kakaoanbau mit Pestizidkontakt.
© INKOTA-netzwerk

In den Kakaoanbaugebieten in Westafrika, lässt sich der steigende Einsatz von Pestiziden klar beobachten. In der Côte d‘Ivoire hat sich der Einsatz von Pestiziden im Kakaosektor in den letzten 20 Jahren verzwölffacht. In Ghana treibt die nationale Agrarpolitik den massiven Einsatz von Pestiziden im Kakaosektor voran. Eine besonders schlimme Folge: Der Anteil der Kinder im Kakaoanbau, die mit Pestiziden arbeiten, hat sich im letzten Jahrzehnt nahezu verdreifacht.

Anteil Kinder mit Pestizidkontakt Ghana
© INKOTA-netzwerk

Viele Kakaoproduzent*innen versprühen die Pestizide ohne Schutzausrüstung, weil sie sich diese schlicht nicht leisten können. Ein großes Problem ist auch, dass die Pestizidabfälle oft nicht sachgerecht entsorgt werden. Kanister mit Pestizidrückständen werden in der Natur entsorgt oder in Haushalten gelagert. So kommen Menschen – nicht zuletzt viele Kinder – mit giftigen Pestizidrückständen in Kontakt, während diese Rückstände andernorts in Böden sickern oder in Gewässer fließen.

Weniger Kakaoproduktion durch zu viele Pestizide

Die Einhaltung der nationalen Pestizidregulierungen wird in den Kakaoanbauländern unzureichend kontrolliert. So finden verbotene und gefälschte Produkte ihren Weg in die Kakaogemeinden. Zudem sind die Pestizidregulierungen in den Anbauländern schwächer als in vielen europäischen Ländern. Was wenige Schokoladenliebhaber*innen wissen: Für den Kakaoanbau werden auch Pestizidwirkstoffe verwendet, die in Europa verboten sind – weil sie eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen.

Dieser massive Einsatz von Pestiziden führt auch dazu, dass für die Bestäubung wichtige Insekten sterben. Die Folge ist verheerend: Die Ernteerträge sind so weit zurückgegangen, dass die ghanaische Kakaobehörde dazu übergegangen ist, Kakaopflanzen per Hand mit der Pinzette zu bestäuben.

Kakaobauer auf seiner Plantage erklärt, worauf es beim Bioanbau ankommt
© INKOTA-netzwerk | Ein Kakaobauer der Kooperative Société Equitable du Bandama in der Côte d'Ivoire erklärt, worauf es beim Bio-Anbau ankommt.
Frisch geerntete Kakaoschoten auf einer Bioplantage in Côte d'Ivoire
© INKOTA-netzwerk | Frisch geerntete Kakaoschoten auf einer Bio-Planatage in Mbrimbo, Côte d'Ivoire.

Bislang wurden die Gefahren des Einsatzes hochgefährlicher Pestizide im Kakaoanbau durch die großen Kakao- und Schokoladenunternehmen weitestgehend ignoriert. Auf Nachfrage wird auf nationale Gesetze der Anbauländer und die Einhaltung von internationalen Standards verwiesen. Doch eine systematische Überprüfung und Dokumentation, welche Pestizide in der eigenen Lieferkette zum Einsatz kommen, konnte bislang kein Unternehmen vorlegen.

Wir fordern deshalb:

  • Die Kakao- und Schokoladenindustrie muss den Einsatz von Pestiziden in ihren Lieferketten auf ein Minimum reduzieren und den Einsatz hochgefährlicher Pestizide beenden! Stattdessen müssen agrarökologische Ansätze gefördert werden.

  • Um zu vermeiden, dass in der EU verbotene Pestizide im Kakaoanbau zum Einsatz kommen, müssen die deutsche Bundesregierung und die Europäischen Union Giftexporte stoppen!

Alternativen zum Einsatz hochgefährlicher Pestizide gibt es. Der agrarökologische Anbau von Kakao kommt ohne den Einsatz synthetischer Pestizide aus – Biokooperativen wie SCEB in der Côte d’Ivoire zeigen, dass dies möglich ist. Doch agrarökologische und andere alternative Ansätze fristen noch immer ein Nischendasein. Es fehlt an öffentlicher und privater Unterstützung, die noch immer viel zu häufig in die Subvention hochgiftiger Pestizide fließt. Das muss sich ändern!

Mehr Informationen

 

Die Schokoladenindustrie tut bisher viel zu wenig, um Mensch und Umwelt vor den Gefahren durch hochgefährliche Pestizide zu schützen. Im Rahmen der INKOTA-Osteraktion 2023 forderten 8.337 Menschen die großen Schokounternehmen auf, Menschen zu schützen und Verantwortung zu übernehmen! Die Aktion hat gewirkt und wir sehen bereits erste Erfolge in Gesprächen mit Unternehmen.

 

Mehr zur INKOTA-Osteraktion 2023

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