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INKOTA wertet Antworten aus: Welches Schokoladenunternehmen zahlt einen fairen Kakaopreis?

30.06.2022
Autor*inMake Chocolate Fair!

INKOTA-Aktion zeigt: Acht größte Schokoladenunternehmen zahlen keine existenzsichernden Kakaopreise.

Kurz vor Ostern hat INKOTA gemeinsam mit über 30 Aktionsgruppen in ganz Deutschland bei den acht größten Schokoladenunternehmen nachgefragt: Garantiert Ihr Unternehmen den Bäuerinnen und Bauern in Ihrer Lieferkette einen existenzsichernden Kakaopreis?

Denn: Während die Unternehmen jedes Jahr riesige Umsätze machen, leben viele Kakaobäuerinnen und -bauern in Armut. Das hat zur Folge, dass allein in Côte d'Ivoire und Ghana noch immer 1,5 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen schwere Arbeit verrichten müssen.

Income gap korrigiert
© INKOTA-netzwerk

Die Zertifizierungsorganisation Fairtrade hat nachgerechnet: Höhere Erträge und weitere Einkommensquellen alleine reichen nicht aus, damit Kakaobäuerinnen und -bauern in Westafrika aus der Armut kommen. Doch existenzsichernde Einkommen sind ein Menschenrecht! Eine Voraussetzung, um existenzsichernde Einkommen zu erreichen, sind höhere Kakaopreise. Der von Fairtrade berechnete Referenzpreis für ein existenzsicherndes Einkommen in der Côte d'Ivoire beträgt 2.200 US-Dollar pro Tonne Kakao, und in Ghana 2.100 US-Dollar. Wir wollten wissen: Welche Unternehmen zahlen diesen Preis?

Hunderte Verbraucher*innen haben sich per Aktionspostkarte an die Unternehmen gewandt und waren genauso gespannt auf die Rückmeldungen wie wir. Fünf Unternehmen haben geantwortet – drei Unternehmen hüllen sich noch in Schweigen. Insgesamt waren die Antworten bisher enttäuschend.

Preisdumping stopppen
© INKOTA-netzwerk | Postkarte Preisdumping stoppen

Ferrero, Stollwerk und Storck ignorieren Anfrage

Trotz vieler Nachfragen von kritischen Verbraucher*innen haben Ferrero, Stollwerck und Storck nicht geantwortet. Verbraucher*innen müssen somit davon ausgehen: Bäuer*innen, die den Kakao für beliebte Marken wie Merci, Knoppers, Alpina und KINDER anbauen, erhalten keinen existenzsichernden Preis. Alle drei Unternehmen sind Mitglied im Forum Nachhaltiger Kakao und haben sich damit auch zu dem Ziel bekannt, Ab-Hof-Preise, Mindestpreise und Prämien zu verbessern. Die Frage bleibt also offen, was die Unternehmen in Sachen faire Kakaopreise tun.

Macht mit bei unserer Online-Aktion!

Lasst Storck, Stollwerk und Ferrero wissen, dass wir auf eine Antwort warten!

 

Milka-Hersteller weicht Frage aus

Mondelēz, Hersteller der lila Schokoladenmarke Milka, gibt an, beständig daran zu arbeiten, die Einkommen der Kakaobäuer*innen zu verbessern. Doch die konkrete Frage, ob existenzsichernde Preise bezahlt werden, bleibt unbeantwortet. Stattdessen wird darauf verwiesen, dass den Kakaobauer*innen geholfen wird, erfolgreicher zu wirtschaften. Das Unternehmen setzt damit aber vor allem bei der Eigenverantwortung der Kakaobäuer*innen an. Das der niedrige Kakaopreis, den die Unternehmen zahlen, eine wesentliche Ursache für die Armut der Menschen ist, wird nicht adressiert. Während andere Unternehmen zumindest auf die Zahlung von zusätzlichen Prämien zur Einkommensverbesserung verweisen, sagt Mondelēz auch hierzu nichts.

 

Keine existenzsichernden Preise bei Lindt, Mars und Ritter Sport

Auch Lindt, Mars und Ritter Sport geben keine klaren Antworten. Immerhin erkennen die Unternehmen an, dass der Kakaopreis eine Stellschraube ist, die zur Erhöhung der Einkommen führt. Ein klares Eingeständnis, dass ohne eine deutliche Erhöhung des Kakaopreises, die Armut in den Kakaoanbauländern nicht reduzieren wird, bleibt aber aus.

fairerpreis Ghana DE
© INKOTA-netzwerk

Stattdessen beschreiben sie ausführlich ihre Nachhaltigkeitsprogramme im Kakaosektor und verweisen darauf, dass sie zertifizierten Kakao beziehen oder zusätzliche Prämien bezahlen. Angaben über die Höhe der von ihnen gezahlten Prämien und Kakaopreise und inwieweit diese die Lücke zum existenzsichernden Preis schließen, machen Lindt, Mars und Ritter Sport aber nicht. Dabei sagt selbst Fairtrade – Pionier im Fairen Handel – dass es trotz aller Nachhaltigkeitsprogramme, Produktivitätssteigerungen, Diversifizierung des Anbaus und Schulungen für Bäuer*innen selbst bei zertifiziertem Kakao höhere Preise braucht, damit die Bäuer*innen endlich aus der Armut kommen.

Es bleibt deshalb wichtig, dass Verbraucher*innen weiterhin die Zahlung fairer Preise einfordern. Geben Sie sich als Verbraucher*innen mit allgemeinen Antworten zu Nachhaltigkeitsprogrammen nicht zufrieden! Haken Sie weiter nach! Machen Sie deutlich, dass Sie eine Antwort auf die Frage erwarten: Garantiert Ihr Unternehmen den Bäuerinnen und Bauern einen existenzsichernden Kakaopreis? Und wenn die Antwort „Nein“ lautet, fragen Sie nach, bis wann dies garantiert werden soll.

 

Nestlé: Neuer Weg – aber keine existenzsichernde Preise

Eines vorweg: Auch bei Nestlé erhalten die Bäuer*innen keinen existenzsichernden Preis. Nestlé verweist in seiner Antwort allerdings auf das neue Programm „Income Accelerator“. Nestlé will den Kakaobäuer*innen in seiner Lieferkette in Zukunft zusätzliche Gelder zahlen. Bis 2030 sollen davon 160.000 Bäuer*innen profitieren. Für die Einhaltung von bestimmten Standards – wie zum Beispiel der Schulbesuch der Kinder, der Aufbau von Agroforstwirtschaft, gute Anbaumethoden wie Baumschnitt und der Aufbau von diversifizierten Einkommen – erhalten die Produzent*innen eine zusätzliche Zahlung von 500 Schweizer Franken.

Vor 21 Jahren hat Nestlé erstmals versprochen, Kinderarbeit in seiner Kakao-Lieferkette zu beenden. Heute erkennt das Unternehmen endlich an, dass sich die täglichen Menschenrechtsverletzungen in seiner Lieferkette nicht ohne Zusatzzahlungen beenden lassen. Das neue Nestlé-Programm geht über das hinaus, was die meisten anderen großen Schokoladenunternehmen tun. Doch schon jetzt ist absehbar, dass die Zusatzprämien nicht ausreichen werden, um die Lücke zu einem existenzsichernden Kakao-Preis zu schließen.

 

Zahlung von existenzsichernden Preisen ist möglich!

Unternehmen wie Tony’s Chocolonely, Jokolade, GEPA und fairafric zeigen: Die Zahlung von existenzsichernden Preisen ist möglich. Lesen Sie mehr dazu in unserem Infoblatt: Vorreiter für Fairness!

Deshalb fordert INKOTA gemeinsam mit seinen Partnern von Schokoladenunternehmen:

  • die Zahlung eines fairen Kakaopreises, der ein existenzsicherndes Einkommen für Kakaobauernfamilien und Erntehelfer*innen ermöglicht,

  • die Einhaltung der Menschen- und Arbeitsrechte sowie den Ausschluss von verbotener Kinderarbeit in ihren Lieferketten,

  • die Anwendung unabhängiger Zertifizierungs- und Kontrollsysteme, die garantierte, existenzsichernde Preise und Prämien beinhalten.

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Gefördert durch Brot für die Welt aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, den Katholischen Founds, die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin sowie durch das Engagement Global im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

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